Gehäusefärbungen

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Gehäusefärbungen

Beitragvon Espe am 21.04.2017, 06:12

Hallo Ihr :)
ich hoffe, ich bin in diesem Unterforum mit meiner Frage richtig :wink:
Weiß jemand von Euch, wie die Schnecken die unterschiedlichen Farben an ihrem Gehäuse machen?
Sie bauen ihr Häuschen selber, aber wie bekommen sie all die Farbmusterungen hin? :?:

Oder gibt es dazu hier schon einen Thread, den ich noch nicht gefunden habe? :mrgreen:
Liebe Grüße von Bärbel und den Schleimern :)
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Re: Gehäusefärbungen

Beitragvon wolf am 21.04.2017, 09:50

Hi Espe,

na ja, alle möglichen Tiere (und auch der Mensch) produzieren alle möglichen Farbstoffe (= Pigmente). Zum Beispiel wirst Du ja auch (mehr oder weniger) braun, wenn Du längere Zeit in der Sonne bist, d.h. Du stellst dann in Deinem Körper das Melanin (den braunen Haut-Farbstoff) her. Wie so etwas geschieht, ist schon lange bekannt. Farbstoffe werden im Bedarfsfall Schritt für Schritt durch winzige Werkzeuge des Körpers hergestellt, die sogenannten "Enzyme". Am Ende solch einer "Synthesekette" steht dann der fertige Farbstoff. Kann man sich wie die Arbeit an einem Fließband vorstellen.
All das gilt auch für Weichtiere, die viele unterschiedliche Farbstoffe selber herstellen können - nach demselben Prinzip, wie es auch die Wirbeltiere und der Mensch tun, nämlich mit Hilfe der o.g. Enzyme.

Spannend ist die Frage, wie unterschiedliche Muster entstehen (siehe z.B. Häuschen vieler Meeres-Schnecken): da gibt es ja Bänder, Kringel, netzartige Muster usw.. Dahinter steckt dann jeweils ein bestimmtes zeitliches Aktivierungsmuster pigmentbildender Gene in den Zellen des Mantel-Randes (also dort, wo das Schalenwachstum stattfindet). Aber das wäre ein anderes (wenn auch sehr interessantes) Thema........... .

Vielleicht hat das ein ganz klein wenig geholfen? Sonst kann ich das bei Gelegenheit noch mal etwas ausführlicher erläutern. Jetzt bin ich aber erst mal für drei Tage weg......... .
Liebe Grüße: wolf
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Re: Gehäusefärbungen

Beitragvon Rasplutin am 21.04.2017, 11:11

Zu diesem Thema gibt es ein interessantes Buch, das ist allerdings nur etwas für echte (Schnecken-)Freaks:
Wie Schnecken sich in Schale werfen: Muster tropischer Meeresschnecken als dynamische Systeme (Link zu Amazon)

Aus dem Vorwort:
Eine Schnecke oder Muschel kann ihr Gehäuse nur am Schalenrand vergrößern. In den meisten Fallen werden dem Pigmentmuster nur an diesem Rand während des Wachstums neue Elemente hinzugefügt. Auf diese Weise speichert das Schalenmuster den zeitlichen Ablauf eines Prozesses, der in einer schmalen Zone entlang der Wachstumskante abgelaufen ist. Ein bestimmter Punkt auf der Schale entspricht einem bestimmten Augenblick in ihrer Geschichte. Wie in einer Zeitmaschine kann man in die Vergangenheit oder in die Zukunft reisen, einfach indem man das Gehäuse hin - und herdreht. Dieses vollständige historische Protokoll ermoglicht es, die Mechanismen zu entschlüsseln, die diese schönen Strukturen bilden.
[...]
Wir wissen nicht, wozu diese Muster gut sind. Man kann davon ausgehen, daß die Schalenmuster keinem starken Selektionsdruck unterliegen. Variationen sind möglich, ohne daß sie die Lebensfahigkeit der Tiere stark beeinfiussen würden. Da die Muster, wie in diesem Buch gezeigt wird, durch Überlagerung mehrerer musterbildender Reaktionen entstehen, ergibt sich aus ihrer Vielfalt ein Bilderbuch der Natur, mit dessen Hilfe man die komplexe nicht-lineare Musterbildung untersuchen kann.
"Wie Schnecken sich in Schale werfen: Muster tropischer Meeresschnecken als dynamische Systeme"
(Hans Meinhardt, Springer, 1997)
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Re: Gehäusefärbungen

Beitragvon Espe am 22.04.2017, 04:01

Vielen Dank Wolf und Rasplutin :danke:
Eure Erklärungen haben mir schon sehr viel weiter geholfen! :-D
Ich bin immer wieder auf´s neue von der Natur überrascht, von all ihren Möglichkeiten der Farbenvielfalt :mrgreen:
Jetzt weiß ich, wo ich weiter lesen kann. :wink:
Liebe Grüße von Bärbel und den Schleimern :)
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Re: Gehäusefärbungen

Beitragvon lilijuni am 18.02.2024, 20:46

Hallo,
ich bzw wir haben da mal eine Frage.

Wir haben uns gerade gefragt, wie denn solche unregelmäßigen abstände bei den Mustern entstehen?
Wir haben einWasser Schnecken Gehäuse zuhause, dieses ist weiß mit rosa strichen siehe Foto.

Also klar ist uns, dass die Wachstumsphasen parallel zum Wulst/Rand verlaufen, und sich bis zum Schneckenbaby
zurückverfolgen lassen,
aber warum erscheinen die pinken Striche nicht jedes Mal zur gleichen Zeit auf dem Rand, sondern sind manchmal
später oder länger etc.?
Verhält es sich da wie mit den Jahresringen von Bäumen, die je nach Wachstumsbedingungen mal dicker oder dünner ausfallen?
Oder hat die Schnecke in bestimmten Phasen etwas besonderes gegessen?

Vielen lieben Dank für euer geballtes Fachwissen ∂
wolf hat geschrieben:Hi Espe,

na ja, alle möglichen Tiere (und auch der Mensch) produzieren alle möglichen Farbstoffe (= Pigmente). Zum Beispiel wirst Du ja auch (mehr oder weniger) braun, wenn Du längere Zeit in der Sonne bist, d.h. Du stellst dann in Deinem Körper das Melanin (den braunen Haut-Farbstoff) her. Wie so etwas geschieht, ist schon lange bekannt. Farbstoffe werden im Bedarfsfall Schritt für Schritt durch winzige Werkzeuge des Körpers hergestellt, die sogenannten "Enzyme". Am Ende solch einer "Synthesekette" steht dann der fertige Farbstoff. Kann man sich wie die Arbeit an einem Fließband vorstellen.
All das gilt auch für Weichtiere, die viele unterschiedliche Farbstoffe selber herstellen können - nach demselben Prinzip, wie es auch die Wirbeltiere und der Mensch tun, nämlich mit Hilfe der o.g. Enzyme.

Spannend ist die Frage, wie unterschiedliche Muster entstehen (siehe z.B. Häuschen vieler Meeres-Schnecken): da gibt es ja Bänder, Kringel, netzartige Muster usw.. Dahinter steckt dann jeweils ein bestimmtes zeitliches Aktivierungsmuster pigmentbildender Gene in den Zellen des Mantel-Randes (also dort, wo das Schalenwachstum stattfindet). Aber das wäre ein anderes (wenn auch sehr interessantes) Thema........... .

Vielleicht hat das ein ganz klein wenig geholfen? Sonst kann ich das bei Gelegenheit noch mal etwas ausführlicher erläutern. Jetzt bin ich aber erst mal für drei Tage weg......... .
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