Hallo an Euch alle!
Ich bin neu hier und möchte Euch erstmal danken für die vielen interessanten Informationen, habe jeden Thread über Nacktschnecken mit großem Interesse gelesen.
Bis vor vier Wochen hat sich meine Beziehung zu Schnecken darauf beschränkt, sie von Gehwegen und Straßen ins sichere Gebüsch umzusetzen. Aber dann begannen sich seltsame Dinge zuzutragen, und nun habe ich eine Freundin namens Liselotte, ein Tigerschnegel. Wie das kam, möchte ich hier mit Euch teilen.
In letzter Zeit habe ich jede Nacht ein paar Nacktschnecken auf meiner Terrasse. Die erste Zeit hab ich sie immer behutsam auf meine Blumenschippe gesetzt und ein paar Meter weiter in den Rasen befördert, weil ich nicht wollte, dass die meine schönen Blumen aufessen. Bis eines schönen Abends so ein rotes Wegschneckchen mein Herz berührt hat. Es war eine kalte Nacht, und das kleine Ding lag da zusammengerollt, Köpfchen auf dem Hinterteil, fast wie ein Kätzchen. Plötzlich hab ich es richtig liebgehabt und es tat mir leid. Bestimmt hatte es Hunger. Ich hab keinen Garten, wohne in einer Mietwohnung, und unser Gartenanteil besteht nur aus Rasen, umzäunt von Koniferen. Da gibt’s nicht wirklich viel, was ein Schnecklein mampfen könnte. So begann meine Informationssuche - was essen Schnecken? So hab ich auch dieses Forum gefunden.
Glücklicherweise hatte ich gerade Salat da und legte dem Schnecklein zwei Blätter vor die Nase. Und siehe da, es schien hocherfreut und knabberte los. So ging das ein paar Nächte. Dann kam ein neuer Gast, ein - wie ich inzwischen wusste - Tigerschnegel. Die hübsche Kleine ignorierte jedoch den Salat - die Geschmäcker sind auch in Schneckenhausen wohl sehr verschieden. Mohrrübe jedoch wurde begeistert angenommen, Kartoffel mag sie auch, halbierte Weintrauben. Apfel konnte nicht ihr Interesse wecken, und Gurke wird nur als "Stuhl" benutzt, um in Augenhöhe mit dem Champignon zu kommen .
Seitdem kommt das Tigerlein jede Nacht zu derselben Stelle, wo ich ihr das Tischlein decke.
Einmal war ich übers Wochenende weg, hatte ihr Futtervorrat hingelegt. Als ich Sonntagabend zurückkam, war kein Krümelchen mehr übrig und sie saß fast vor der Terrassentür als wollte sie sagen "wo bleibt denn heute mein Mensch mit meinem Abendbrot?" Da hab ich beschlossen, es sei an der Zeit, ihr einen Namen zu geben, da wir ja nun Freundinnen sind. Nun heißt sie Liselotte.
Sie kommt, futtert, dreht eine Runde auf der Terrasse und geht wieder. Inzwischen lässt sie sich sogar streicheln, ohne das Köpfchen einzuziehen, ich hab den Eindruck, sie genießt das richtig.
Was für ein entzückendes kleines Wesen. Sie ist sooo süß. Nun hab ich extra für Liselottchen Katzenfutter gekauft, damit sie vor dem Winterschlaf noch Proteine bekommt. Wie sie das verputzt, das sieht so goldig aus, ganz gesittet, nur das Köpfchen in der Schale, wie ein Miniaturkätzchen. Am liebsten aber mag sie Champignons. Einen Sinn für Ästhetik hat sie auch: ich lege ihr immer halbierte Champignons hin - nach der Mahlzeit sieht man die unzähligen klitzekleinen "Abbiss-Stellen" und der halbe Pilz hat jetzt die Form eines vollständigen Pilzes - eine fast perfekte Bildhauerarbeit
Was ich besonders schön finde, dass meine Liselotte ein wildlebendes Tier bleibt und dennoch jede Nacht zu Besuch kommt. Mittlerweile hab ich sie so lieb gewonnen, wie ein Haustier. Dass man zu Schnecken so einen Bezug haben kann, hätt ich nicht gedacht.
Übrigens, sie ist 16 cm lang, gestern hab ich sie mal gemessen, als sie sich gerade ausgestreckt hatte.