Leipziger Allerlei

Hier könnt ihr Fotos von euren Schnecken posten. Außerdem: Wer hält welche Arten?

Leipziger Allerlei

Beitragvon HelenZer am 25.04.2021, 05:24

Der Beginn meiner Schneckenreise war recht unerwartet.

viewtopic.php?f=65&t=30689

Ich selbst bin 33, gelernter Berufskraftfahrer, war ein paar Jahre im Fernverkehr (vermutlich Schuld am Tod von Abertausenden von Schnecken und anderen Tieren), nun seit 2 Jahren zu Hause wegen meinem Sohn (jetzt 1,5 Jahre). Eigentlich ist mein Metier, was Tiere angeht, ein Anderes gewesen: ich habe den Großteil meines Lebens Ratten gehalten und habe meine letzte Gruppe weggegeben als ich in den Fernverkehr gegangen bin - es hatte weder für mich noch für die Tiere Sinn, sich nur am Wochenende zu sehen. Als ich zu Hause geblieben bin, wollte ich immer wieder Ratten anschaffen, allerdings mag mein Partner die nicht und es gab immer wieder Streit deswegen - obwohl er von Anfang an wusste, dass es für mich wichtig ist, welche zu halten. Nun, wie dem auch sei.

Interessanterweise hat er nichts gegen die Schnecken, und selbst, als ich vorgestern mit 50 Stück aufgetaucht bin, fand er es nur amüsant, dass ich alle halbe Stunde an den Boxen stehen bleibe um zu gucken was die so machen.

Nun ja.

Ich habe heute die Schnecken wieder nach Größe sortiert und umgesetzt. Aktuell sitzen 14 in der großen Box.

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24 kleine in der mittleren.
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Und 12 in der ganz kleinen (inklusive 3 ganz winzige Schneckchen):

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Alle Schnecken haben einen guten Wachstumsrand und sind in den letzten zwei Tagen auch gewachsen, auch die ganz Große hat zugelegt. Mein Freund hat sie Erna genannt. Sie schläft mit Vorliebe oben am Deckel. Die meisten Anderen graben sich tagsüber etwas ein.

Die Erde ist Kokoshummus mit etwas Vogelsand und Heilerde vermengt - werde erst nächste Woche richtigen Kalk holen können und dazugeben. Die kleinen weißen Stückchen sind Sepiaschalen, habe leider nur Stückchen gefunden und keine Ganze - werde wohl im Internet bestellen. Da die Schnecken stark unterversorgt waren und die meisten Kleinen in Trockenruhe waren, bevor sie zu mir kamen, haben sie jetzt mehrfach getrocknete Gammarus bekommen. Das scheint für sie so etwas wie Crack zu sein, sobald die Gammarus den Boden berühren, stürzen sich Schnecken aus allen Richtungen buchstäblich drauf. Es dauert nicht lange, bis alle aufgegessen sind.

Generell scheint es ihnen nun gut zu gehen. Sie fressen gut und wachsen fleißig.

Konflikte:


Es gibt unterschiedliche Ratschläge aus deutscher und britischer Community.

In diesem Forum wird zum Beispiel empfohlen, zwergwüchsige oder anderweitig missgebilete Schnecken einzufrieren. Im englischsprachigen Raum wird gesagt, dass Schnecken Kälterezeptoren haben und es wohl ein sehr stressvoller Tod für sie ist. Es wird abgeraten, Schnecken einzufrieren. Es wird geraten, kleine Schnecken zu zerquetschen und große zunächst für 30 Min in Bier einzulegen (das ist so etwas wie Vollnarkose für sie) und sie dann entweder in eine hochprozentige Alkohollösung (70% aufwärts) zu geben oder alternativ zu kochen, wenn man das Gehäuse behalten möchte, oder zu zerquetschen. Eingefroren werden nur ungeschlüpfte Eier.

Auf mehreren deutschen Seiten gibt es unterschiedliche Angaben, wie oft sie tierisches Eiweiß bekommen sollen. Das Gleiche ist auf englischen Seiten der Fall, allerdings habe ich jetzt einen großen Schneckenfreunde-Discord gefunden und da ist der Konsens, dass wachsende Schnecken häufig Eiweiß bekommen sollen, täglich oder alle 2-3 Tage. Bei ausgewachsenen Schnecken sollte es etwas seltener stattfinden.

Auf deutschen Seiten heißt es, man sollte Eierschalen nur gekocht anbieten, auf englischen heißt es, man darf überhaupt nichts Gekochtes füttern.

Auf deutschen Seiten wird empfohlen, Babies auf feuchter Küchenrolle zu halten, auf englischen soll man sie auf dem gleichen Substrat halten wie die Elterntiere, da die Küchenrolle gefressen wird und keinen Nährwert hat, im Gegensatz zum Substrat.

Deswegen bin ich nun etwas verwirrt, was richtig ist. Ich werde nach meinem eigenen Gefühl gehen und schauen, was passiert.

3 verlinkte Bilder gefunden, 3 konnten gesichert werden.

https://media.discordapp.net/attachments/374003935171575829/835743329844592700/IMG_20210425_063503.jpg?width=641&height=481
https://media.discordapp.net/attachments/374003935171575829/835743378070569010/IMG_20210425_063849.jpg?width=641&height=481
https://media.discordapp.net/attachments/374003935171575829/835744530975162418/IMG_20210425_070911.jpg?width=361&height=481
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Re: Leipziger Allerlei

Beitragvon CATHARINA am 25.04.2021, 06:52

Hallo Hellenzer,

Sehr interessanter Beitrag. Hast du einen Plan, was du mit den süßen machen möchtest? Oder behältst du alle 50? Weil 50 Tiere sind schon sehr viel. Also nicht als Vorwurf gemeint oder so... Trotzdem weiterhin viel Spaß mit den kleinen. Ich freue mich auf hoffentlich mehr Bilder...



Liebe Grüße Catharina
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Re: Leipziger Allerlei

Beitragvon HelenZer am 25.04.2021, 07:21

Laut Leitfaden der britischen Züchter sind nur etwa 10% aus einem Gelege wirklich 'gutes Genmaterial'. Vor allem die Fullicas vermehren sich extrem zahlreich - in freier Natur werden die Meisten dieser Jungtiere gefressen oder sterben. Wenn sie in Sicherheit und mit idealer Versorgung leben, so wie sie es in menschlicher Obhut tun, leben die Meisten von ihnen länger als 'vorgesehen'. Viele Schnecken sind kleinwüchsig und haben angeborene Defekte, weswegen sie eben nicht wachsen und dann kurz vor oder nach Erreichen der Geschlechtsreife spontan versterben. Das sind sogenannte 'runts'. Man sieht auch in Wildbeständen kleinwüchsige Schnecken. Diese werden meist nicht alt genug, um sich fortpflanzen zu können.

In diesem Leitfaden steht, dass man im Schnitt alle 2 Wochen die Jungtiere vergleichen soll und die, die merklich kleiner sind als der Rest, aussortiert. Die aussortierten Schnecken werden zerquetscht und entweder entsorgt oder an die Elterntiere oder andere Tierarten verfüttert. Das klingt für den 'Tierfreund' vielleicht brutal, aber das passiert mit den Schnecken in der Natur. So reguliert sich der Bestand. Wäre das nicht der Fall, würden wir inzwischen alle bis zum Hals in Schnecken sein.

So bleiben von Gelegen mit über 100 Eiern am Ende nur 7-10 gesunde Tiere übrig. Weil nicht jeder sich daran hält und auch diese genetischen Sackgassen großzieht und sich sogar vermehren lässt, leidet der gesamte Bestand. Es heißt dass A. Fulica Wildfänge locker eine Gehäuselänge von 18 cm erreichen, während die Zuchttiere inzwischen bei 9-12 cm aufhören zu wachsen, weil der Nachwuchs eben nicht gut selektiert wird.

Da die erste Selektion bereits von allein stattgefunden hat - in der Box, wo sie alle drin waren, habe ich auch sehr viele tote und kaputte Schnecken gefunden, diese wurden dementsprechend gleich entsorgt - gehe ich davon aus, dass hier mehr als 10% in Ordnung sind.

Meine Schnecken werden also gefüttert, gepflegt, und beobachtet. Wenn Abweichungen bemerkt werden, kommt der sprichwörtliche Hammer. Auch wenn ich mir hier wahrscheinlich keine Freunde damit mache - war damals in der Rattencommunity schon so, dass die Tiere von den meisten Haltern zu sehr vermenschlicht wurden und auch absolute 'Qualzuchten' teilweise unter großem Aufwand und Kosten weitergepflegt wurden. Da bin ich persönlich kein Freund von.

Ich weiß nicht, ob man den Link öffnen kann...
https://cdn.discordapp.com/attachments/ ... Snails.pdf
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Re: Leipziger Allerlei

Beitragvon SteffiCat am 25.04.2021, 08:54

HelenZer hat geschrieben:Das klingt für den 'Tierfreund' vielleicht brutal

Nicht so brutal, wie das was ich vorhin gesehen habe.. Bestimmt 150 Fulicas oder mehr mit Eltern im 30er ExoTerrra-Würfel :( Dann lieber zerquetschen
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Re: Leipziger Allerlei

Beitragvon HelenZer am 25.04.2021, 11:09

Aus ähnlichen Umständen habe ich alle diese Schnecken ja auch rausgeholt. Ich finde, sowas muss wirklich nicht sein. Auch, wenn Schnecken schon recht primitive Tiere sind, sind sie mit Sicherheit im Dauerstress in solchen 'Haltungsbedingungen', und das tut einem schon echt Leid.

Die große weiße 'Erna' ist jetzt seit Dienstag hier und hat nun ca 6 mm Panzer zugelegt, vor allem seit sie am Donnerstag mit den Sepiastückchen versorgt wurde.

Die anderen wachsen auch sehr fleißig, kann man fast schon zusehen. Vor allem bei den dunkleren Panzern kann man das sehr gut sehen.

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1 verlinktes Bild gefunden, 1 konnte gesichert werden.

https://media.discordapp.net/attachments/374003935171575829/835834723921166396/IMG_20210423_134142.jpg?width=641&height=481
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Re: Leipziger Allerlei

Beitragvon notho2 am 25.04.2021, 12:23

Hi,
nun für mich gibt es da andere Faktoren die dominanter eine Rolle spielen, warum vor allem die größer werdende Arten in der Haltung oft nicht die angegeben Maximalgrößen erreichen. Es ist ja auch von den ovums bekannt das sie die maximale 18 cm nicht erreichen, wobei man hier auch unterscheiden muß, das es von Natur aus verschieden groß werdende ovums gibt, ovum XXL Nigeria wird 18 - 20 cm. Andere Populationen nur 14 - 18 cm, was nichts mit Zwergwüchsigkeit zu tun hat. Diese Populationen sind genetisch nur in dieser Größe programmiert.

Zwergwüchsigkeit durch schlechte Haltung oder Schwäche des Jungtieres ist nicht genetisch, sondern kann in der Nachfolgegeneration durch gute Haltung bei gesunden Jungtieren wieder verflogen sein. Andere genetische Mutationen die sich in Schalenfehlern (verstärkt auftretende Gehäuseverkrümmungen, Einkerbungen, Verengungen usw., diese sollten nicht zur ZUCHT verwendet werden) oder Farbänderungen werden weitergegeben.

Größe wird durch Platz und Futterangebot geregelt, also optimale Parameter. Aber auch natürliche Ruhezeiten, helfen den Tieren durch reduzierte Eiproduktion diese Größen zu erreichen. Aber auch in der Natur werden bei weitem nicht alle Tiere diese Größen erreichen. Auch muß man wie bereits geschrieben die Population beachten, da durch genetische Isolation sich schon andere Eigenschaften vererbt wurden. Dadurch entstehen Populationen die eine andere natürliche Populationsgröße erreichen. Durch diese genetische Isolation (keine Vermischung mit anderen Populationen der selben Art, durch geographische oder klimatische Hindernisse) entstehen mit der Zeit eigenständige Arten. Das kann man anhand des genetischen Drifts feststellen, wie sich sich eine Art verbreitet hat, und sich später Schwesterarten (nahe verwandte Arten eines Ursprungs) gebildet haben.

Jetzt gibt es aber auch das Gegenteil in der Natur, durch Mangel an bestimmten Stoffen in der Nahrungskette, können Arten in der Haltung durch ihre genetische programmierte Endgrößen weit über die in der Natur gefangenen Größen hinausreichen. Das kennt man vor allem von Buntbarschen (Cichlidaen), die sich in der Natur an eine proteinarme Ernährung angepaßt haben, vor allem Algenpolster und Pflanzen. In der Aquariumhaltung werden ihnen dann mit dem Futter viel Protein angeboten, was dann zu gewaltigen Wachstumsschüben führt, manchmal bis zu 50 %.

Man hat festgestellt das vor allem Schnecken der Gattung Lissachatina besser nicht zu oft Proteine bekommen sollten, da dies sie zu gehäuften Eierlegen anregt, so einmal im Monat bei geschlechtsreifen Tieren, bei jungen einmal die Woche. Während bei Archachatina gerne einmal die Woche kein Problem ist.

tschau
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Re: Leipziger Allerlei

Beitragvon HelenZer am 25.04.2021, 13:54

Ich lese mich nach und nach durch Studien die ich zu dieser Tierart finde - sehr viele habe ich noch nicht gefunden. Viele Empfehlungen in Halterkreisen scheinen sich zu widersprechen, vor allem was zB die Proteinmenge angeht. Auch habe ich nur wenige wissenschaftliche Arbeiten zum Thema Sozialverhalten gefunden - und das auch nur zu Wasserschnecken. Achatinas werden auf diversen Seiten als sozial beschrieben - allerdings ist mir nicht ganz klar, worauf sich diese Aussage stützt. Bezüglich Größe habe ich eine russische Studie gefunden die aussagt dass ab einer Dichte von 60 Tieren pro m2 die Tiere aufhören zu wachsen und nach einigen Wochen sogar aufhören zu fressen, obwohl ausreichend Futter vorhanden ist. Überbevölkerung scheint also eine Art genetische Populationsbremse mitzubringen.

Bezüglich den Ruhezeiten gibt es auch sehr widersprüchliche Informationen. Während es völlig klar ist dass Achatina und auch andere Schnecken in der Natur lange Trockenphasen haben und sich in Trockenruhe begeben, (wie auch unsere heimische Weinbergschnecke), wird empfohlen, diese Trockenruhe in der Haltung nicht zuzulassen? Du scheinst ein sehr erfahrener Halter/Züchter zu sein, wenn ich mir Deinen Thread so angucke - Respekt. Was ist dazu Deine Meinung?

Für mich ist die Schnecke in diesem Fall ein... hm... lebendiges Dekoobjekt, es geht mir ja nicht um Rekordgrößen oder ähnliches, sondern darum, den Tieren ein ordentliches Leben zu bieten und mich an ihnen zu erfreuen. Ich denke auch nicht, dass ich in der nächsten Zeit aktiv züchten möchte, dazu bräuchte ich ja nach Möglichkeit erstmal weitere, unverwandte Tiere, und bis meine Winzlinge ausgewachsen sind, werden schon so 1-2 Jahre ins Land gehen.
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Re: Leipziger Allerlei

Beitragvon notho2 am 25.04.2021, 14:38

Hi,
nun so erfahren bin ich mit Schneckis (außer Wasserschnecken) auch nicht, da ich mich auch erst seit letztem Jahr mit ihnen beschäftige, aber Erfahrung mit anderen Tiergruppen, auch in der Zucht. Man versucht immer die Parameter zur erfolgreichen Haltung und Zucht zu erreichen. Zum Glück sind die meisten Tierarten flexibel und man muss nicht immer alles bis in i-Tüpfelchen einhalten, vor allem bei Nachzuchten ist das nicht meist mehr nötig. Wildfänge sind noch in ihrem natürlichen Rhytmus der Jahreszeiten, Nachzuchten haben meist keine Laichperioden mehr.

Ja fundierte Publikationen zur Haltung von Achatschnecken ist sehr selten, wissenschaftliche Arbeiten der jüngsten Zeit, beziehen sich oft auf die kommerzielle Zucht in Farmen als Nahrungsmittel. Was mir vor allem fehlt sind Arbeiten zum natürlichen Habitat und Umweltfaktoren, die wir ja möglichst nahe nachahmen wollen.

Nur mit den Ruhezeiten, ist twicky, da viele vielleicht nicht die Faktoren dazu einhalten können und die Schnecken dadurch schwächen. Aber es gibt erfahrene Halter, die ihre Schnecken gezielt zur Urlaubszeit in die Trockenruhe schicken. Aber das würde ich nicht zwangsläufig jedem empfehlen. Aber sollten Schnecken sich beim Halter von selber verdeckeln, immer in Ruhe lassen, auch nicht ständig ausbuddeln und stören.

Sicher sind Schnecken keine Hunde oder Katzen, aber sie nur als Dekostücke zu bezeichnen finde ich jetzt auch etwas hart :) Einige Arten sind doch etwas interaktiv und zutraulich. Aber ich gebe dir Recht das Schnecken keine höher entwickelte Wirbeltiere sind. Deswegen bin ich auch skeptisch was degenerative Inzucht betrifft. Dafür habe ich viele Jahre Wasserschnecken sich vermehren lassen, die nur aus wenigen Ausgangstieren bestanden, und sich in den Aquarien wiederum meist nur aus geteilten Populationen der GEN Linie wieder isoliert weiter vermehrten, ohne Degeneration der Nachzuchten. Auch bei Landschnecken glaube ich nicht an direkten Inzuchtschäden.
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Re: Leipziger Allerlei

Beitragvon HelenZer am 25.04.2021, 18:21

So auf die Schnelle habe ich den Artikel gefunden.
https://www.nature.com/articles/hdy1993163
Daraus geht aber nicht hervor, wie sich das auf Nachfolgende Generationen auswirkt. Inzucht macht zB bei Ratten auch erst ab der 3 oder 4 Generation (wenn wirklich nur Wurfgeschwister weiterverpaart werden) Probleme, Kleinwüchsigkeit, geringe Lebenserwartung, frühe Bildung von Tumoren, angeborene Missbildungen, kleine Wurfmengen, etc.

Gibt noch das hier, was wohl besagt, dass das bei den Schnecken doch nicht so schlimm ist und manche Schneckenarten mit geringer genetischer Variabilität ganz gut klarkommen bzw das wohl der standard modus operandi ist.
https://www.journals.uchicago.edu/doi/a ... 086/283098
https://www.pnas.org/content/pnas/70/4/1186.full.pdf

Finde das schon sehr faszinierend, vor allem weil sie eben ganz anders sind als Ratten - über Ratten weiß ich fast alles was man wissen kann, auch wenn ich die Publikationen der letzten 5-7 Jahre nicht mehr aktiv verfolgt habe. Man muss sich also wieder von vorn mit der Materie beschäftigen und es macht auch sehr viel Spaß. Meine Umwelt ist nach einer Woche bereits genervt weil ich nur noch über die Physiologie von Schnecken rede. :D

Ich schätze aber, die wenigsten Leute machen sich so viel Mühe, wissenschaftliche Studien zu wälzen, wenn sie aus Versehen zu irgendwelchen Tieren gekommen sind. Aber man braucht ja seine Hobbies!
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Re: Leipziger Allerlei

Beitragvon Diana am 26.04.2021, 05:04

Hallo HelenZer,

Danke für den Artikel über Zucht und Auslese. Sehr interessant. Manches in der Aufzucht von Jungschnecken ist jetzt nicht mehr ganz so rätselhaft.
Wie stark sich Inzucht auswirkt kommt sicher auch auf die Schneckenart und ihre speziefische natürliche Vermehrungsweise an, wie die späteren Artikel andeuten, die sich nicht allgemein auf Landschnecken beziehen. Daß man keine Runts aufzieht sollte eigentlich klar sein. Mit der Aussage aus dem ersten Artikel, daß auch Schnecken mit durch Verletzung deformiertem Häuschen aussortiert werden müssen, bin ich allerdings nicht uneingeschränkt einverstanden. Das kommt doch sehr auf die Verletzung an und ob das Häuschen so deformiert ist, daß es die darunterliegenden Organe in ihrer Funktion behindert.

liebe Grüße
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Re: Leipziger Allerlei

Beitragvon HelenZer am 26.04.2021, 05:16

Es steht doch explizit drin, dass durch Verletzung deformiertes Gehäuse nicht in den Culling-Plan einbezogen wird. Wenn das Gehäuse durch Verletzung deformiert ist und der Schaden nicht angeboren ist, dann kann diese Schnecke auch weitergezüchtet werden. Denke, das hast du dann falsch verstanden. :) In diesem Leitfaden geht es nur um angeborene Schäden / Missbildungen.

Habe gestern noch einen Artikel speziell über Achatschnecken gefunden - die genetische Vielfalt dieser Art ist normalerweise sehr groß sodass ich es mir schon vorstellen kann, dass nach ein paar Generationen der Inzucht Probleme auftreten können, es scheint aber nicht wirklich fundierte Publikationen dazu zu geben, nur Beobachtungen von Haltern.



Meine hungrige Horde gedeiht hervorragend und bisher kann ich nicht erkennen, dass irgendeine Schnecke schlechter wächst als die Anderen. Es könnte zu einem Problem werden.
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Selbst die kleine braune Schnecke die ich zusammen mit der großen am Dienstag übernommen habe, wo ich zwischenzeitlich gedacht habe, die wird nicht mehr - sie war teilweise sehr schwach und apathisch - hat sich sehr gut erholt und man kann sehen, wie sehr sie gewachsen ist!
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Den Giraffenhals, den die machen, finde ich jedes Mal total zum Schießen, man fragt sich, wie das dann alles ins Haus passt.

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4 verlinkte Bilder gefunden, 4 konnten gesichert werden.

https://media.discordapp.net/attachments/374003935171575829/836099156434092042/IMG_20210426_061308.jpg?width=361&height=481
https://media.discordapp.net/attachments/374003935171575829/836097662092312576/IMG_20210426_061702.jpg?width=361&height=481
https://media.discordapp.net/attachments/374003935171575829/836108105922117682/IMG_20210426_061710.jpg?width=361&height=481
https://media.discordapp.net/attachments/374003935171575829/836112469369946122/IMG_20210426_072849.jpg?width=361&height=481
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Re: Leipziger Allerlei

Beitragvon Diana am 26.04.2021, 05:35

Oh, stimmt. Nicht aufmerksam gelesen und falsch gedacht. Den Unterschied zwischen include und exclude kenne ich eigentlich schon.
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Re: Leipziger Allerlei

Beitragvon FlyingDevil am 26.04.2021, 22:28

Hallöchen,
Ich würde ja sehr gern mehr dazu sagen, aber leider bin ich 1. der Englischen Sprache nicht wirklich mächtig und 2. bin ich gerade etwas fasziniert von dieser Schneckenhorde :mrgreen:

Also ich denke das ich irgendwie auch nur durch *Zufall* zu diesen neuen Haustierchen gekommen bin und ich gestehe das ich es mächtig schade finde das es wirklich sehr wenige deutschsprachige Internetseiten gibt bei denen man sich noch ein wenig schlauer machen kann zu seinem neuen *Hobby* (ich stelle *Hobby* in Sternchen weil meine Tiere genauso wenig Hobby sind wie meine Kinder es je waren).
Aber genau darum bin ich ja hier im Forum gelandet, da man wenigstens ein wenig mehr Informationen beziehen Bzw. erfragen kann. Ich finde euren Austausch hier gerade auch mächtig Interessant und hoffe ihr macht fleißig weiter damit ich noch ein bisschen mehr Schwamm spielen kann :thumb:

Deine Ausführungen zum töten von verletzten, deformierten oder kleinwüchsigen Schnecken finde ich ziemlich wichtig. Wenn ich weiß das ich den Tieren wehtue wenn ich sie froste, ist es ja eine Überlegung wert sich einen anderen Weg für den Fall des Müssens zu suchen, denn zusätzlich zu eventuell vorhandenen Schmerzen möchte ich ihnen nicht auch noch wehtuen und wer sich auf Schnecken einlässt wird wohl irgendwann nicht drum herum kommen welche zu töten.

:danke: und ich hoffe dir und deinen Tierchen geht es weiterhin gut und alle entwickeln sich prächtig ;)

Liebe Grüße Bea
Ich hab ne Meise, ach nein es sind Schnecken :lol: Achatina fulica
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Re: Leipziger Allerlei

Beitragvon HelenZer am 27.04.2021, 05:40

Durch meine frühere Arbeit mit Ratten habe ich einen eher wissenschaftlichen Zugang zu dem Ganzen. Es gehört für mich quasi zu meinem Hobby dazu, wissenschaftliche Publikationen durchzuforsten und mich auch sehr intensiv mit Krankheiten und 'Abweichungen' auseinanderzusetzen. Der Tod von Tieren ist für die meisten Menschen irgendwie ein Tabuthema, wenn man mit solchen schnelllebigen Tieren wie Ratten langfristig arbeitet, kommt man nicht umhin, sich auch damit intensiv auseinanderzusetzen. Bei Säugetieren, die nach dem gleichen Bauplan wie die Menschen gemacht sind und meist auch ähnlich funktionieren, ist das aber einfacher zu begreifen. Aktuell finde ich es faszinierend, genau diese Andersartigkeit von Wirbellosen zu begreifen. Man lernt sehr viel Neues.

Aktuell weiß die Wissenschaft nicht genau, inwiefern Wirbellose im Allgemeinen und speziell Schnecken dazu fähig sind, Schmerzen zu erleiden, denn Schmerz entsteht nicht an der Stelle der Verletzung, sondern im Gehirn. Das erfordert also nach unserem wissenschaftlichen Stand ein Gehirn, über das Schnecken nicht so wirklich verfügen. Es gibt eine Reihe von Stressreizen, auf die Schnecken reagieren. Die sind von Art zu Art unterschiedlich. Manche Schnecken reagieren auf Kälte, manche nicht. Manche Schnecken haben Hitzerezeptoren, manche wiederum nicht. Im englischsprachigen Discordserver berichtete jemand von einer technischen Störung der Heiztechnik. Das Glas hat sich extrem aufgeheizt und die Schnecken saßen darauf und sind quasi lebend gekocht worden, kamen aber nicht auf die Idee, die Stelle zu verlassen - offenbar fehlte ihnen das Equipment dazu, die Hitze überhaupt als Stressreiz wahrzunehmen - sie haben absolut keine Stressreaktion gezeigt.

Stressreaktionen bei Schnecken sind nach heutigem wissenschaftlichen Stand: Sich Zurückziehen (retracting), Luftblasen produzieren (bubbling), Entwickeln von großen Schleimmengen (producing mucus) und Flucht. Alles andere ist Projektion menschlicher Emotionen auf ein Tier, das sehr wahrscheinlich nicht die Hardware dazu hat, diese Emotionen zu entwickeln. Nach heutigem Stand können Schnecken definitiv nicht traurig oder depressiv sein - obwohl ich auch in diesem Forum immer wieder lese, 'die Schnecke sieht total traurig aus'. Hochentwickelte Säugetiere können das wiederum durchaus.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5029829/
Hier ist ein Paper explizit über die Euthanasie von Wirbellosen zur weiteren Verwendung in der Forschung (dh, Zerquetschen fiel definitiv aus). Ein großer zu berücksichtigender Faktor war auch die emotionale Belastung von Personal. Es wurde an Schnecken getestet und es wurde festgestellt, dass die beste Variante folgende ist: Schnecke für ca 30 Min in Bier oder einer anderen Lösung mit vergleichbarem Alkoholgehalt setzen. Das ist zu vergleichen mit einer tiefen Anästhesie. Danach ist die Schnecke betäubt und reagiert auf keine Reize. Die betäubte Schnecke legt man daraufhin in eine hochprozentige Alkohol oder Formaldehyd-Lösung (ab 70% Alkohol). Die Schnecke zeigt weiterhin keinerlei Reize und verstirbt vermutlich in kürzester Zeit. Da die Schnecke sich dadurch nicht zurückzieht oder anderweitige Stressreaktionen zeigt, kann man sie dann im Originalzustand studieren.

In der englischsprachigen Community wird diese Methode bei größeren Schnecken, wo das Zerquetschen physisch und emotional belastend wäre, empfohlen bzw mit der Abwandlung, die mit Bier betäubten Schnecken in kochendes Wasser zu werfen. Viele Halter wollen aus sentimentalen Gründen die Panzer erhalten und gekochte Schnecken lassen sich nun mal besser aus dem Panzer lösen. Das Einfrieren wird bei lebenden Tieren generell nicht angewandt. Ansonsten wird halt empfohlen Schnecken als Futtermittel für andere Tiere zu nehmen, wenn man welche hat, in dem Fall darf man sie nicht in Bier einlegen da es für die anderen Tiere schädlich sein könnte.

Ich bin nach meiner Arbeit mit Ratten der Meinung, ein sauberer Tod und eine zweckgemäße Verwendung des Körpers ist wesentlich besser als ein Leben in schlechten Zuständen. Ratten sind zwar wesentlich komplexere Tiere als Schnecken und können durchaus Schmerzen haben, traurig sein, und psychische Störungen wie Depressionen entwickeln, aber das bedeutet nicht, dass man Schnecken in schlechten Zuständen dahinvegetieren lassen soll.

Das quasi Abschließend zum Thema Euthanasie.

An dieser Stelle muss ich auch anmerken, trotz meines offenen Umgangs mit diesen Themen möchte ich meinen Tieren, ob das nun Ratten, Schnecken oder sonstwas, das bestmögliche Leben bieten. Vor allem in der Rattencommunity wurde es von gewissen Leuten so interpretiert, dass ich mich jeder 'unbequemen' Ratte einfach entledigen würde, weil es mir ja nichts ausmacht, Ratten stapelweise den Kopf umzudrehen (cranial dislocation, das Ausrenken des Kopfgelenks, ist die beste Methode Kleintiere stressfrei für alle Beteiligten zu töten, ohne giftige und umweltschädliche Chemikalien einzusetzen). Das ist natürlich nicht so. Ich habe sowohl bei Ratten sehr viel getan, um ihnen ein gutes Leben zu bieten, und das ist auch jetzt bei den Schnecken der Fall.

Auch wenn ich sagen muss, dass Schnecken einfacher sind als Ratten, die brauchen zumindest keine stundenlange Beschäftigung und Bespaßung, die sind zufrieden wenn sie genug zu fressen haben. :D

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Hier die größte und zweitgrößte Schnecke. Möhrengrün finden sie allerdings nicht so spannend wie Zucchini.

1 verlinktes Bild gefunden, 1 konnte gesichert werden.

https://media.discordapp.net/attachments/374003935171575829/836476634168033310/IMG_20210427_065350.jpg?width=361&height=481
Zuletzt geändert von Rasplutin am 27.04.2021, 13:26, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Leipziger Allerlei

Beitragvon HelenZer am 29.04.2021, 05:13

Schnecken machen schon schräge Sachen.

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Es macht natürlich auch Spaß sie zu beobachten. Meistens sind sie am Essen.
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Erna und Brownie sind jetzt seit letzten Dienstag bei mir, die anderen seit Freitag. Dh, die meisten sind nun seit 6 Tagen hier. Ich kann durchaus schon Unterschiede im Wachstum bemerken, auch bei Schnecken die am Anfang gleich groß waren - habe die Meisten ja nach Größe sortiert.
Die Weißen scheinen im allgemeinen schneller zu wachsen als die dunklen. Das finde ich schade weil ich gern ein paar Dunkle behalten hätte. Kann nicht sagen, dass ich sie grundsätzlich schöner finde, aber nur welche mit weißem Körper wäre langweilig.

Bei den Weißen gibt es welche mit rötlichem Gehäuse und welche mit hellem Gehäuse dass später wohl gelb wird. Bei den Braunen habe ich nur zwei die eventuell ein rötliches Gehäuse haben, ist schwer zu sagen da die Braunen alle kleiner sind.

Bei der großen 'Erna' kann man deutlich den Unterschied zwischen dem alten Gehäuse und dem neuen sehen. Das Alte sieht nicht so toll aus. Ich hoffe, dass sie es noch reparieren kann.

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HelenZer
 
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