Warum sollen Schnecken in Gesellschaft leben?

Hier geht es um wissenschaftliche Aspekte des Schneckenlebens.

Re: Warum sollen Schnecken in Gesellschaft leben?

Beitragvon muggelchen am 23.06.2013, 19:03

Ich habe 3 Fulica und in den letzten Tagen hat sich bei mir auch ein 'Pärchen' entwickelt. Die beiden schleimen auch zusammen durchs Terra und wenn ich sie raus nehme und weiter auseinander setze kriechen sie aufeinander zu. Auch schlafen die 2 zusammen und sind gemeinsam wach. Die 3. ist immer alleine und das finde ich schade, deswegen kommt bald eine 4 dazu und falls das vielleicht Einzelgänger sind können sie sich ja aus dem Weg schleimen :) Zuerst dachte ich auch Schnecken brauchen keine Gesellschaft, aber nach meinen Beobachtungen bin ich da anderer Meinung :)
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Re: Warum sollen Schnecken in Gesellschaft leben?

Beitragvon Finyarel am 26.07.2013, 20:15

Ich teile die Meinung von Fienchen und bin für eine lockere Grüppchenhaltung.

Und die Aussage, dass Schnecken an einer Ecke kuscheln, weil dort das Mikroklima am günstigsten ist, trifft auf meine Bande mal NULL zu. Bei meinen ganz kleinen finde ich überall in der Faunabox Gruppen von 4-6 Tieren. Da ist das Mikroklima demnach überall gleich gut, so dass die sozialen Kontakte erneut in den Vordergrund treten.
Meine adulten Tiere hängen zwar meistens auch alleine irgendwo rum, aber sobald Bonnie (White jade) Glyde (Rodatzii) entdeckt, versucht sie zu ihm zu gelangen - wenn der Olle nur nicht immerzu von ihr wegkriechen würde :stupid:
Vielleicht ist es wirklich von Tier zu Tier verschieden - Katzen soll man ja angeblich auch nicht alleine halten und dennoch gibt es eben richtige Einzelgänger, die keinen anderen dulden ;-)
Genauso heißt es bei Leopardgeckos, dass diese dämmerungsaktiv sind und kein UV-Licht benötigen - aber was mache ich im Falle meiner Tiere, die den ganzen Tag aktiv sind und die ich beim Sonndenbaden unter einer gescheiten UV-Lampe beobachten kann? - Schnell die Lampe wegnehmen, weil sie die ja eigentlich nicht brauchen?

Mein Fazit: Tiere sollten immer so artgerecht gehalten werden, wie es geht und solange Grüppchenbildung beobachtet werden kann, sollte diese gewährleistet werden :)
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Re: Warum sollen Schnecken in Gesellschaft leben?

Beitragvon Caro1 am 22.07.2014, 08:32

Ich würde auch sagen das Schnecken zusammen leben sollten. Einmal habe ich sogar gesehen, dass zwei meiner Schnecken ein Wettrennen gemacht haben :-D
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Re: Warum sollen Schnecken in Gesellschaft leben?

Beitragvon tigerschnegl am 24.05.2015, 19:47

Hi, sehr interessantes Gespräch finde ich :D
ist zwar schon etwas älter, aber das Thema gab es ja kürzlich bei einem anderen Gespräch, wo eine Fulica sich ungewöhnlich lang vergraben hatte.
Ich finde, man kann das echt nicht in Frage stellen, ob Schnecken Gesellschaft brauchen. Man braucht sich doch nur an der Natur ein Beispiel nehmen.

Als ich heute Futter für meinen Feuersalamander gesucht habe, fand ich unter vielen Steinen allerlei Getier, aber nur an zwei Stellen fand ich Bänderschnecken. Unter einem Brett und zwei Ziegeln, die beieinander lagen saßen sie in Grüppchen bis zu 5 Tieren, manche saßen auch allein, egal ob jung oder alt, insgesamt ca. 40 Tiere, schlafend.

Ich denke, da Achatschnecken meistens sehr große Gelege haben, und auch sonst in der Natur eher in Gruppen auftreten, ist auch hier alles für mich geklärt. Wenn eine Achatschnecke schlüpft ist sie nicht allein und das ist sehr wohl eine Lebensversicherung. Nicht für alle, aber dennoch...
Genauso wie man schon lesen konnte, das Achatschnecken über Nacht ganze Maisfelder vernichten könnten (zum Wahrheitsgehalt kann ich nichts sagen, aber ich kanns mir schon vorstellen wenns ein paar hundert Tiere sind).

Es gab mal eine Dokumentation, die feststellte das Kraken in der lage sind, durch 'abschauen' bei Artgenossen, zu lernen, bzw. schneller zu lernen.
Man stellte die These auf, das diese Tiere heute schon viel weiter entwickelt wären, wenn sie wie z.B. Säugetiere ihre Jungen großziehen würden. Leider sterben wohl bei einigen Arten die Weibchen wenn die Babies schlüpfen an Erschöpfung.
Was kann man da bei Schnecken beobachten? Die Jungtiere sind schon lebensfähig, und da die Schneckis immer für eine Überraschung gut sind würde mich nichts wundern.
Gruppenhaltung in einem angemessenen Terrarium ist gesünder.
Lg
Lia
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Re: Warum sollen Schnecken in Gesellschaft leben?

Beitragvon himbidas am 23.12.2015, 14:03

cool, dass es dazu bereits einen Thread gibt. Brauche ich nicht diese "dusselige" Frage stellen.
Als neuer (6 Monate) Schneckenbesitzer habe ich mir nämlich auch diese Frage gestellt. Dieses ewige - z.b. auch beim Schneckenrechner - "du musst aber mindestens drei Schnecken gemeinsam halten" will mir nicht so richtig einleuchten.
Die bisher gemachten pro und contra haben alle ihre Berechtigung. Von meiner Seite dazu mal folgender Denkanstoß.
Im Laufe meiner Recherche über Schneckenhaltung usw. bin ich mal auf einen TV-Mediathekbeitrag gestoßen (natürlich Sender usw. vergessen). Es ging jedenfalls um einen "Züchter" in Österreich. Der züchtet - eher produziert - Weinbergschnecken zum Verkauf/Verzehr. Sind einige zig Tausend, die er im Freiland hält. Alles nur mit hüfthohen Zäunen aus Spezialplanen als Parzellen abgegrenzt. Soweit so gut. Jetzt könnte man ja denken, dass sich die Schnecks dort wie die Blöden vermehren.
Dem ist wohl nicht so. Der O-Ton sagte dazu: "Eine Überbevölkerung der Schencken ist nicht zu befürchten. Das regeln die auf ganz natürliche Weise. Auf einem Quadratmeter leben immer max 20 Schnecken (+/- , ich denke, mit dem zählen haben es die Schnecks nicht so :wink: ). Und das schafft die "Natur", weil es die Schnecken hassen (!interessante Wortwahl !) über die Schleimspur einer anderen Schnecke zu kriechen. Werden diese Spuren zu viel bzw. muss sie zu oft eine fremde Spur kreuzen, sondern sie in ihrem Schleim ein Sekret/Hormon ab, das die anderen Schnecken für eine gewisse Zeit unfruchtbar machen. Damit halten sie die Population auf einem Level, der Überleben entsprechend Größe der Behausung und Nahrungsangebot sichert."
Was hat das nun mit diesem Thread zu tun?
Ich denke,
a) Schnecken können bis zu einer gewissen Anzahl im lockeren Verbund leben - müssen es aber nicht.
b) einzeln gehaltene Schnecken gehen wohl irgendwann ein, da ihr eigentliches Ziel "Erhaltung der Art" nicht umgesetzt werden kann
c) zu viele Schnecken sind auch nicht gut, da sie dann unter "Abwehrstress" geraten

In diesem Sinne, alles mit Maßen, nicht Massen
Thomas
I bin a Schnegg und hab a schleimige Spur und vor mir die Streck rotz i a noch zua ;-)
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Re: Warum sollen Schnecken in Gesellschaft leben?

Beitragvon Tess am 27.05.2020, 17:45

Huhu,

ich habe mir diesen Thread jetzt mal mitsamt aller Links durchgelesen. :) Eine wirklich sehr interessante Diskussion. :thumb:

Ich habe damals, wie heute, die Beobachtungen gemacht, dass meine Schnecken mal scheinbar ihre Ruhe wollen und mal lieber Gesellschaft vorziehen. Mal teilen sie sich einen Schlafplatz, mal schlafen sie gleichmäßig verteilt. Mal wird wie bei einem Familienessen wild um den "Futterberg" gesessen und Futter vernichtet. Und mal kommt jeder dann zum Fressen, wenn er gerade Bock drauf hat.

Grundsätzlich denke ich aber, dass der meiste Aufschluss wirklich die Beobachtung in der Natur gibt. Und da trifft man Schnecken halt eben auch oft in lockeren Gruppenverbänden an. Das Argument, dass sie in einem Gelege auch alle gemeinsam schlüpfen und so quasi in Gesellschaft zur Welt kommen, klingt schlüssig. Wäre das nämlich irrelevant, könnten Schnecken ihre Eier ja auch auf viele verschiedene Gelege aufteilen oder die relativ lang andauernde Ei-Ablage mal hier und mal dort fortführen.

Ich möchte aber auch - ohne esotherisch klingen zu wollen - anmerken, dass mein Bauchgefühl; meine Intuition mir sagt, dass sie Gesellschaft brauchen. Das bedeutet, ich kann es nicht wissenschaftlich begründen/belegen, aber ich bin mir sicher, dass Achatschnecken sich mit Artgenossen wohler fühlen.

Genauso, wie ich mir sicher bin, dass Goldhamster Einzelhaltun bevorzugen und Steppenlemminge sich nur zur Paarung und Aufzucht der Jungen treffen sollten, um danach wieder ihrer Wege zu gehen. Auch mit Afrikanischen Knirpsmäusen habe ich Erfahrungen gemacht. Auch dort war mein Bauchgefühl, dass sie in großen Familienverbänden leben sollten, um sich wohl zu fühlen. Mir wurde jedoch versichert, dass man auch fünf gleichgeschlechtliche Tiere halten könne. Das Ergebnis war, dass diese sich gegenseitig zerfleischten und am Ende starben. Hätte ich auf mein Bauchgefühl gehört, hätte ich das verhindern können.

Jedenfalls habe ich ein unwohles Gefühl, wenn ich darüber nachdenke, meine Schneckis jetzt alle einzeln setzen zu wollen. Das kommt mir vom Gefühl her einfach falsch vor. Auch, wenn es vielleicht genauso viele Gründe dafür, wie dagegen geben würde.
Tess
 
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