
Leider war meine Geschichte mit den Schneckenmilben nicht so einfach und zwischendurch sehr frustrierend, deswegen möchte ich teilen, was mir letztlich geholfen hat. Vielleicht hat ja jemand ähnliche Probleme und kann was daraus für sich ziehen. Oder vielleicht hat ja jemand noch einen Verbesserungsvorschlag oder eine Idee, die ich total übersehen habe.
Während der Bekämpfung der Nematoden habe ich auch gleichzeitig die erste Behandlung mit Raid durchgeführt. Zusätzlich habe ich immer und immer wieder Raubmilben ins Terrarium eingebracht (immer die 5.000 Packs). Leider hat das aber nur dazu geführt, die Schneckenmilben in Schach zu halten, losgeworden bin ich sie so nie. Und nachher sind mir doch immer wieder Schnecken daran auch gestorben, vermute ich jedenfalls.
Hier mal meine Probleme, die ich so hatte:
1. Raid-Behandlung:
Man müsste ja annehmen, erst mal, dass Helix lucorum super für die Behandlung geeignet wären - jedenfalls meine Bande. Wenn ich sie irgendwo hinsetze, dann bleiben sie da meistens auch erstmal hocken. Selbst wenn eine doch mal wegschleimen möchte, ist sie dabei viel langsamer und zögerlicher als z. B. eine Cornu. Aber meistens bleiben sie nach einer Störung ewig hocken und bewegen sich einfach gar nicht mehr vom Fleck. Allerdings können die Lucorums lange das Atemloch zu pressen, wenn sie gestresst sind und der Zimmerservice guckt und fleht, sie mögen doch mal bitte tief Luft holen. Sehr lange.

Das Problem konnte ich lösen, indem ich die Schnecken auf den Rücken gelegt habe, also mit dem Gehäuse nach unten. Ich weiß nicht, warum, aber das scheint sie zu entspannen und sie atmen dann doch regelmäßiger. Dann wollen sie zwar natürlich auch aus der Situation eher raus, aber auch da sind sie zögerlicher, die Zeit reicht locker.
Das Problem war aber, dass offensichtlich meine Schnecken so befallen sind, dass das Spray nicht überall hinkommt. Ich hatte es jetzt vor ein paar Wochen noch mal an sehr befallenen Schnecken probiert - nach zwei Minuten ist nichts mehr an Atemloch oder Mantelsaum rumgekrabbelt. Am nächsten Tag waren aber wieder Milben da. Und die Schnecke hat das Spray zwei Minuten lang eingeatmet.

Irgendwann hab ich sogar mal eine Milbe gesehen, die auch nach zwei Minuten im Dunst noch rumgerannt ist? Vielleicht der Anfang von Resistenzbildung, also habe ich das mit dem Spray ab dann lieber gelassen.
2. Raubmilbenbehandlung:
Meine Helix lucorum sind in einem Exoterra mit Frontbelüftung und Gitter oben drauf, 60x45x45. Ich habe auf der Hälfte des Gitters noch feuchte Lappen liegen, die ich regelmäßig austausche. Trotzdem ist das Terra irgendwie zu trocken für die Raubmilben? Bei den Bänderschnecken eine Etage weiter oben im Regal habe ich nach kurzer Zeit Raubmilben an den Scheiben rumrennen sehen (da hat auch eine einmalige Behandlung ausgereicht), bei den Helix nie. Ich habe die Milben fein übers Substrat verteilt. Ich habe die Milben in ihrem Substrat in Haufen im Terrarium verteilt. Ich habe die Milben mit Laub bedeckt. Ich habe die Milben mit einer Schüssel verdeckt. Nichts.
Dazu kommt, dass die Helix lucorum, was das angeht, auch nicht gerade einfach sind. Sie graben sich halt nun mal gerne tagsüber ein. Das heißt, spätestens nach zwei Tagen ist der Boden des Terrariums komplett durchwühlt und hat überall schneckenförmige Vertiefungen. Über diese Tonmineral-Mischung, in der die Raubmilben kommen, schleimen sie nicht gerne, aber trotzdem stören sie die Milben, buddeln Erde drauf, buddeln die Milben ein etc. Da hält sie auch eine Plastikschüssel über den Milben nicht von ab. Die Lucorums sind ja nun nicht mehr ganz klein und können auch ganz schön umdekorieren. Bänderschnecken und Cornus waren da einfacher, weil sie halt eh die meisten Zeit an Pflanzen oder Glas hingen und den Boden größtenteils gemieden haben.
3. Spezifische Probleme der Helix lucorum
Spezielle Probleme mit den Helix kommen noch dazu. Zum einen, dass sie sich gerne auch sehr tief eingraben, auch wenn es nur für tagsüber ist. Ich habe ca. 10-12 cm Substrat im Terrarium, das nutzen die gut aus. Ich finde durchaus Gelege ganz am Boden. Normal sind sie nicht so tief eingegraben, aber so 7 cm können es schon sein. Da kommen dann auch keine Raubmilben mehr dran. Noch problematischer ist aber ihre Neigung zum Trockenschlaf, den sie jederzeit machen wollen und können, aber vor allem, wenn es ihnen nicht gut geht. Ist ja auch verständlich, dann ruht die Schnecke um zu heilen und ist nachher hoffentlich fitter als vorher. Bei Schneckenmilben ist das aber eine schlechte Idee, weil so aus einer wenig befallenen Schnecke eine stark befallene Schnecke wird. Mir ist sogar schon eine Schnecke im Trockenschlaf gestorben, ehe ich das so durchschaut hatte. Zum Trockenschlaf graben sie sich entweder ebenfalls ein und verdeckeln sich, oder sie hängen sich irgendwo ans Glas, dort bleiben sie dann über Wochen, durchaus auch 2-3 Monate. Auch wenn sie am Glas hängen, ist diese Schicht, mit der sie sich da dran kleben, ganz anders als die von Bänderschnecken oder so. Die ist dick und fest, eine steinharte Kalkschicht und komplett ohne Löcher. Man bekommt die Schnecke dann auch nur sehr schwer ab. Manche verdeckeln sich dann auch noch zusätzlich, manchmal hab ich auch schon zwei Kalkdeckel hintereinander gefunden. Da kommen dann absolut keine Raubmilben dran, natürlich.
Wie gesagt, die Schnecken suchen dann natürlich extra den Trockenschlaf, wenn sie von Schneckenmilben befallen sind. Heißt, grade die Schnecken, die es am dringensten bräuchten, profitieren am wenigstens von der Behandlung. Zusätzlich hat man den Effekt, dass die wachen Schnecken dann vielleicht endlich milbenfrei sind, aber wenn dann eine von den anderen aufwacht und wieder aktiv wird, verbreitet sie die Milben wieder.

Meine Lösung:
Sinnvoll wäre es deswegen natürlich, die Schnecken einzeln zu halten, aber das wollte ich gerne vermeiden. Das habe ich ja für die Bekämpfung der Nematoden so gemacht und es war ein irrer Stress, für mich wie für die Schnecken. Es tat mir da schon leid, jede Schnecke einzeln in ihrer kleinen Box hocken zu sehen, sichtbar gestresst.
Deswegen bin ich einen Zwischenweg gegangen und habe die Helix aus ihrem Terrarium in eine Faunabox umgesiedelt. Es ist schon eine der größeren Art, aber im Vergleich halt natürlich immer noch klein. Und vor allem fast komplett ohne Inhalt. Ich habe nur wenig Erde rein getan, vier Zentimeter oder so, damit sie sich nicht zu tief eingraben können. Sie haben zwei Blumentöpfe bekommen, aber keine Pflanzen oder sonst was. Diese Box habe ich mit feuchten Tüchern obendrauf wirklich sehr feucht gehalten. Nicht super tropisch feucht, aber schon feuchter als die Helix es normal mögen würden. Frischluft gibt es etwas durch die Schlitze oben, natürlich, aber im Vergleich keine optimale Haltung.

Das Wichtigste aber: Ich habe einen Aufbau gefunden, wie ich die Raubmilben vor den Schnecken schützen, aber sicherstellen kann, dass die Raubmilben die Schnecken erreichen. Dazu habe ich einen großen Deckel einer Plastikdose als Unterlage fürs Futter genommen. Diesen habe ich auf zwei Puddingbechern als Säulen drapiert. Darunter ist das Substrat der Raubmilben ausgebracht. Kleinere Schnecken können sich von unten an den Deckel hängen, aber größere Schnecken müssten sich schon direkt in das Tonsubstrat buddeln, was sie bisher kaum gemacht haben. Außerdem habe ich die Zahl der Raubmilben deutlich erhöht. Ich habe jetzt seit Mai alle zwei Wochen 25.000 Raubmilben in diese kleine Box getan. Ja, ich weiß, das klingt sehr viel, und nach den Quadratmeterangaben der Hersteller sollten 5.000 locker reichen. Jetzt weiß ich aber auch von anderen Einsätzen von Raubmilben (an meinen Orchis), dass diese Werte unter idealen Angaben bestimmt werden und in der Praxis deutlich abweichen können. Es findet nun mal bei weitem nicht jede Raubmilbe auch tatsächlich nachher genau die Schnecke, die noch Milben hat. Deswegen wollte ich einen "Überdruck", um auch wirklich das letzte Viech zu erwischen.
Das geht jetzt wie gesagt schon über ein paar Wochen und ich habe diesmal endlich Erfolge gesehen. Ich sehe praktisch keine Schneckenmilben mehr. Bei der letzten Reinigung und Kontrolle habe ich noch zwei Schnecken gefunden, an denen ich ein, zwei Milben gesehen habe. Das waren natürlich welche, die sich verdeckelt hatten.

Das Gute ist, meine Schnecken sehen jetzt auch schon wieder viel besser aus. Hauptsächlich habe ich die Spuren des Befalls am Gehäuse gesehen, das dann geriffelt geworden und nicht mehr gut gewachsen ist. Ich habe jetzt Schnecken, die nach so einer Phase, wieder normal anbauen.

Ich hab auch Bilder gemacht, die zeige ich aber in einem zweiten Post. Muss ich vom Handy aus machen.
